Das Prinzip der natürlichen Lüftung durch öffenbare
Lichtkuppeln, Dachlichtbänder oder Jalousien ist in nahezu allen
Betrieben anwendbar. Einmal installiert, verursacht das Lüftungssystem
nahezu keine Kosten mehr, denn es arbeitet weitgehend energie- und
wartungsfrei. Es muss jedoch - wie jedes Lüftungssystem - professionell
konzipiert werden, um einen spürbaren Nutzeffekt gewährleisten
zu können und um Fehlauslegungen zu vermeiden.
Speziell für die natürliche Lüftung hat der Arbeitskreis Technik des FVLR die FVLR-Richtlinie 10 "Natürliche Lüftung großer Räume" erarbeitet. Diese Richtlinie regelt die natürliche Lüftung von Räumen mit Abmessungen, die über die in der Technischen Regel für Arbeitsstätten festgelegten Maße (max. 10 m bei System I, max. 20 m bei System II) hinausgehen. Das sind in der Regel großflächige oder hallenartige Räume. Sie beschreibt zudem die Grundlagen für die Dimensionierung einer freien Lüftung und gibt die dazu notwendigen Rechenregeln an.
Die FVLR-Richtlinie 10 können Sie hier downloaden.
Grundlage jeder lüftungstechnischen Berechnung ist die Bestimmung
des zu erwartenden Wärmeaufkommens im Innenraum. Die Intensität des
Abluftvolumens richtet sich nach dem Dichteunterschied bzw. der
Temperaturdifferenz zwischen der Innen- und der Außenluft
sowie der Gebäudehöhe.
Wärmeaufkommen
Elektrische Maschinen und die künstliche
Beleuchtung tragen in modernen Arbeitsstätten den überwiegenden
Teil zum Wärmeaufkommen bei (siehe Tabelle unten). Als Richtwert
kann gelten, dass 30 bis 40% der installierten elektrischen Leistung
in Form von Wärme an die Raumluft abgegeben wird.
Anhaltswerte für das
Wärmeaufkommen |
Glüherei |
110 W/m2 |
Maschinenbaubetrieb |
120 W/m2 |
Kunststoffspritzerei |
350 W/m2 |
Schmiedehalle |
400 W/m2 |
Die Wärmelast kann entweder durch messtechnische
Analyse in einem vergleichbar genutzten Gebäude oder durch
Berechnung über die installierten Maschinen- und sonstigen
Energieanschlussleistungen ermittelt werden.
Für eine
Planung ist es z. B. wichtig zu wissen, wie viele Mitarbeiter sich ständig
in der betreffenden Räumlichkeit befinden und welche Art von
Tätigkeit sie verrichten. Die körperliche Aktivität
eines Menschen beeinflusst seine Wärmeabgabe. Diese ist im Rahmen der Dimensionierung auch mit zu berücksichtigen. Bei sitzender
Tätigkeit erzeugt ein Mensch rund 100 W; bei schwerer körperlicher
Tätigkeit können es mehr als 200 W sein.
Neben dem inneren, produktionsbedingten Wärmeaufkommen
ist im Sommer auch die äußere Wärmelast zu berücksichtigen,
die durch Sonneneinstrahlung auf das Gebäude, und hier besonders
die Dachfläche, einwirkt. Die Größe der zu berücksichtigenden
Sonnenintensität richtet sich dabei nach der geographischen
Lage des Bauwerks. Die Wärmelast durch Lichtkuppeln und Lichtbänder
wird durch deren Anzahl und Größe sowie die jeweilige
Konstruktion bestimmt. Hier berücksichtigen die Mitglieder
des FVLR bei der Planung von sich aus ihre herstellerspezifischen
Produktkenngrößen. Zur Berücksichtigung der verbleibenden
Restdachfläche muss deren Absorptionsfaktor a - abhängig
von Art und Farbe der Dachhaut und deren Wärmedämmeigenschaft
(U-Wert) bekannt sein.
Die Gesamtwärmelast (Qges) aus innerer
Wärmelast (Qi) und äußerer Wärmelast
(Qa) ist über die natürliche Lüftung abzuführen.
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