Die Wirkung einer Sprinkleranlage kann natürlich erst ab dem
Zeitpunkt ihrer Aktivierung einsetzen. Bei niedrigen Raumhöhen
und sofortiger, sehr intensiver Wärmefreisetzung ist davon
auszugehen, dass die Aktivierung bereits nach einigen Minuten erfolgt.
Bei einem sich eher langsam entwickelnden Entstehungsbrand und in
Räumen mit größerer Höhe kann es aber wesentlich
länger - zehn Minuten und mehr - dauern, bevor die Thermoelemente
ansprechen. Wie die Feuerwehr täglich erlebt, entwickeln sich
die meisten Brände aber zuerst langsam.
Dieses Auslöseverhalten gilt natürlich auch für
die Öffnung der RWA, wenn diese ebenfalls über Thermoelemente
erfolgt. Um eine wesentlich frühere Öffnung der RWA, möglichst
zu Beginn der Entstehungsbrandphase, zu erreichen, ist die Aktivierung
der RWA über Melder mit der Kenngröße Rauch generell
sinnvoll.
Wie gut zu erkennen ist, wirken die beiden Anlagen sehr unterschiedlich, aber es setzt sich langsam die Erkenntnis
durch, dass sie sich in ihrer Wirkung ergänzen.
Damit sichergestellt ist, dass sich die Thermoauslösung der Sprinkleranlage auch bei schon aktivierter
RWA noch in der Heißgasschicht befinden, sind diese möglichst deckennah anzuordnen. Unter Berücksichtigung
dieser deckennahen Anordnung in Verbindung mit der Bildung von Rauchabschnitten bei größeren Räumen spricht der
Sprinkler im Vergleich zu Räumen ohne RWA nicht wie früher befürchtet später an. In vielen Fällen spricht der
Sprinkler bei geöffneter RWA sogar früher an (wegen verbesserter Wärmeübertragung der sich bewegenden
Heißgasschicht). Die früher übliche, um 18 Kelvin höhere Auslösetemperatur der RWA ist heute nicht mehr zu
beachten.
Die folgende Tabelle ist dem VdS-Merkblatt 2815 entnommen. Die
zahlreichen Kombinationsbereiche von RWA und Sprinkler sind darin
gut dargestellt. Es gibt eigentlich nur zwei Einschränkungen
der gemeinsamen Anwendung. Es handelt sich dabei um die ESFR- und
Feinsprühanlage.
Die empfindliche ESFR-Sprinkleranlage ist eine nicht sehr verbreitete
Sonderlöschanlage, bei der am einzelnen Sprinklerkopf ein erhöhter
Wasserdruck anstehen muss. Hier würde unter Umständen
eine frühzeitige Aktivierung von mehreren ESFR-Sprinklerköpfen
zu einem Druckabfall und damit zu einer Verschlechterung der Wirkung
der Löscharbeit führen. Unter Beachtung der in der Tabelle
angegebenen Parameter ist aber auch bei der ESFR-Sprinkleranlage
eine gemeinsame Anwendung mit einer RWA möglich und sinnvoll. Nicht verwechselt
werden darf der Begriff ESFR mit dem so genannten FR-Sprinkler-Fässchen
(Fast Respond), welches als schnell ansprechendes Auslöseglied
auch in Normal-Sprinkleranlagen eingesetzt wird. Hier bestehen nämlich
keine speziellen Einschränkungen in der Kombination mit RWA.
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Sprinkler |
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ESFR |
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Sprühwasser |
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Feinsprüh |
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Maschineller
Rauchabzug
Automatische Auslösung |
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Kombination möglich,1,2 |
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Kombination nicht zulässig |
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Kombination möglich3 |
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Wirksamkeitsnach-weis durch Brandversuche sicherzustellen |
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Maschineller
Rauchabzug
Manuelle Auslösung |
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Kombination möglich2 |
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Kombination möglich2
Auslösung nur durch die Feuerwehr4 |
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Kombination möglich |
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Kombination möglich2
Auslösung nur durch die Feuerwehr4 |
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Natürlicher
Rauchabzug
Detektion über Rauchmelder |
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Kombination möglich1 |
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Kombination nicht zulässig |
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Kombination möglich3 |
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Wirksamkeitsnach-weis durch Brandversuche sicherzustellen |
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Natürlicher Rauchabzug
Auslösung über Thermoelemente |
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Kombination möglich |
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Kombination möglich Auslöse-kenngrköße aufeinander abstimmen.5 |
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Kombination möglich |
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Wirksamkeitsnach-weis durch Brandversuche sicherzustellen |
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Natürlicher Rauchabzug
Manuelle Auslösung |
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Kombination möglich |
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Kombination möglich
Auslösung nur durch die Feuerwehr4 |
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Kombination möglich |
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Kombination möglich Auslösung nur durch die Feuerwehr4 |
1 Berücksichtigung der Anordnung z. B. durch Verringerung des Deckenabstandes der Sprinkler auf max. 15 cm oder Verwendung von Sprinklern mit der Ansprechempfindlichkeit "schnell".
2 Sprinkler müssen von Absauöffnungen von MRA einen Mindestabstand von 0,5 m haben.
3 Die Detektion muuss gemäß VdS 2095 erfolgen. Entrauchungs- und Löschbereich müssen identisch sein, Auslösung der MRA über die SP- Alarmventilstation, detaillierte Einzelfall- betrachtung notwendig, wenn die Gesamtwirkfläche der Löschanlage sich aus mehreren Gruppenwirkflächen zusammensetzt oder unter schiedliche Löschanlagen im gleichen Bereich vorhanden sind z. B. Sprinkler und Sprühflut- Löschanlage
4 z. B. durch Schlüsselschalter
5
z.B. Automatische Rauch- und Wärmeabzugsanlagen dürfen eingetzt werden, wenn deren Auslösetemperatur mindestens eine Stufe höher ist und der RTI- des Auslöseelements mindestens eine Stufe träger ist als der Sprinkler.
Feinsprühanlagen werden überwiegend
in kleinen abgekapselten Räumen eingesetzt, wo im Regelfall
eine RWA sowie nicht eingesetzt wird.
Es ist bekannt, dass
- sich die im Brandfall
sehr schnell entwickelnden erheblichen Rauchgasmengen bis zum
Auslösen einer Löschanlage zu einem bedrohlichen Gefahrenpotential
ausbilden. Die vom Brand freigesetzten Rauchgasmengen bzw. -volumenströme
und das aus der Gebäudegeometrie und aus den gebäudespezifischen
Randbedingungen resultierende Rauchgasvolumen reichen meist aus,
in kürzester Zeit die Verrauchung auch größerer
Gebäudeabschnitte hervorzurufen. Ein Forschungsvorhaben beim
MFPA Leipzig hat u.a. gezeigt, dass die in der Initialbrandphase
freigesetzten Rauchgasmengen bzw. -volumenströme weit oberhalb
der bisher angenommenen Werte auf Basis der Energiefreisetzung
lagen.
- damit die Fremdrettung
und die Brandbekämpfung verhindert oder zumindest erheblich
behindert werden. Und dies alles, bevor die Auslösung einer
automatischen Löschanlagen überhaupt in Betracht genommen
werden kann.
- die in der M-IndBauRL bis zu 105 m langen
erlaubten Laufwege zur Selbstrettung ohne ausreichenden Rauch-
und Wärmeabzug in Frage zu stellen sind.
- Rauchgasschichtungen
in Bereichen ausgelöster Sprinkler nicht eintreten. Vielmehr
wird zusätzlicher Wasserdampf gebildet und ohne geöffnete
RWA mit dem Rauch verwirbelt und in die Rettungs-, Evakuierungs-
und Angriffsebene heruntergedrückt.
- eine gleichmäßige
und gezielte Entrauchung, unabhängig von der Frage, ob der
Raum eine selbsttätige Löschanlage besitzt oder nicht,
mit geeigneten Rauch- und Wärmeabzugsgeräten in Verbindung
mit entsprechenden Zuluftöffnungen, bei größeren
Räumen mit Rauchschürzen und einer über Melder
mit der Kenngröße Rauch ausgelösten frühzeitigen
Aktivierung nicht verzichtbar erscheint.
Denn nur so kann im Sinne eines fachgerechten Brandschutzes dem Rauch und seinen Folgen bereits in der
Initialbrandphase wirksam begegnet werden. Nur so kann sichergestellt werden, dass praxisgerechte Evakuierungskonzepte entstehen und
Feuerwehren eine gezielte und schnelle Fremdrettung und Brandbekämpfung durchführen können. Nur so sichern wir
Menschenleben und Sachwerte, nur so sichern wir unsere Umwelt.
Das VdS-Merkblatt über das Zusammenwirken von Wasserlöschanlagen und Rauch- und Wärmeabzugsanlagen (VdS 2815) können Sie hier downloaden.
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