Dachoberlichtflächen und Energiebedarf von Hallenbauten nach DIN V 18599
Mit Dachoberlichtern, Lichtkuppeln oder Lichtbändern, können Innenräume in großflächigen Nichtwohngebäuden (Büro-, Verwaltungs- und Industriebau) betriebskostenfrei beleuchtet werden. Wie ist es dabei grundsätzlich um die energetische Bilanz von Dachoberlichtern bestellt? Einerseits gibt es Gewinne durch Einsparungen bei der künstlichen Beleuchtung, andererseits sind da Verluste durch schlechtere Wärmedämmeigenschaften der transparenten Flächen gegenüber der dunklen Dachfläche. Es macht betriebswirtschaftlich durchaus Sinn, sich mit diesem Thema ausführlicher zu beschäftigen. Für eine Analyse ist das ganzheitliche Bilanzierungsverfahren der 10-teiligen DIN V 18599 "Energetische Bewertung von Gebäuden, Berechnung des Nutz-, End- und Primärenergiebedarfs für Heizung, Kühlung, Lüftung, Trinkwarmwasser und Beleuchtung" unter Verwendung eines EDV-Programms bestens geeignet.
Der FVLR e.V. hat das Zentrum für Umweltbewusstes Bauen (ZUB) an der Universität Kassel unter der Leitung von Herrn Prof. Maas beauftragt, den End- bzw. Primärenergie-bedarf verschiedener Dachoberlichtanordnungen (Flächen und Ausführungen) in einer Musterhalle zu ermitteln und gegenüber zu stellen. Weiter sollte der Einfluss von Dachoberlichtern auf den sommerlichen Wärmeschutz geklärt werden (Berechnung des Nutzenergiebedarfs für das Kühlen / Ermittlung der Sonneneintragskennwerte gemäß DIN 4108-2).
Basis ist das Beispiel der Produktionshalle aus Anhang A.4.2 der DIN V 18599-4. Für die Abbildung der baulichen Hülle sowie der anlagentechnischen Ausstattung wurden die Vorgaben aus dem Referenzgebäude aus dem Entwurf der Verordnung zur Änderung der Energieeinsparverordnung (EnEV), Stand 18.06.2008), übernommen.
Zunächst wurden 12 Dachoberlichter mit den Abmessungen 1,0 m x 10,00 m (= 120 m² Gesamtfläche) untersucht. Anschließend wurde die Fläche verdoppelt (12 Stück mit 2,0 m x 10,00 m). Zudem wurde der U-Wert der Dachoberlichter in den Berechnungen ausgehend von 2,4 W/(m²K) über 2,0 W/(m²K) auf 1,5 W/(m²K) reduziert und die energetischen Auswirkungen betrachtet.
- Erwartungsgemäß sinkt bei einem erhöhten Tageslichtanteil der Primärenergiebedarf für die Beleuchtung.
- Die Veränderungen hinsichtlich des Primärenergiebedarfs für die Beheizung der Gewerbehalle sind vergleichsweise gering, wobei diese mehreren Einflüssen unterliegen. Wird die Fläche der Dachoberlichter wie im Beispiel verdoppelt, erhöht sich der mittlere Transmissionswärmetransferkoeffizient um knapp 22 %. was eine Erhöhung des Nutzenergiebedarfs Heizung zur Folge hat. Gleichzeitig wird durch die Reduktion des Kunstlichtbedarfs die daraus resultierende interne Wärmequelle verringert.
- Diese beiden Effekte werden durch die gestiegenen solaren Wärmeeinträge fast kompensiert, so dass der Primärenergiebedarf Heizung letztlich nur etwas ansteigt.
- In Kombination von Beleuchtung und Heizung nimmt der Primärenergiebedarf bei wachsender Dachoberlichtfläche sogar deutlich ab.
Aus den durchgeführten Berechnungen und den untersuchten Parametervariationen können folgende Aussagen getroffen werden:
- Heizenergiebedarf
Eine Vergrößerung der Dachoberlichtfläche bei konstantem U-Wert führt zu einer geringen Zunahme des Heizenergiebedarfs, konkret hat die Veränderung der Fläche einen Einfluss von weniger als 3 %.
- U-Wert
Eine Verbesserung des U-Wertes der Dachoberlichter bei konstanter Fläche führt zu einer Reduzierung des Heizenergiebedarfs (max. - 6 %).
- Gesamtenergiebedarf
Eine Vergrößerung der Dachoberlichtfläche (hier Verdoppelung) führt unabhängig vom U-Wert immer zu einer Reduzierung des gesamten spezifischen Primärenergiebedarfs, und bei einem niedrigeren U-Wert der Dachoberlichter wirkt sich eine Vergrößerung der Dachoberlichtfläche positiv auf den Gesamtenergiebedarf aus.
- Sommerlicher Wärmeschutz
Verschattungseinrichtungen sind geeignet und erforderlich, um im Sommer eine Überhitzung der Gewerbehalle zu vermeiden und damit positive Auswirkungen hinsichtlich des sommerlichen Wärmeschutzes erzielen zu können.
Unter dem Titel "Dachoberlichtflächen und Energiebedarf von Hallenbauten nach DIN V 18599" können Exemplare der Studie gegen eine Kostenpauschale von 30,-- Euro / Stück beim FVLR angefordert werden.
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