Die beiden wichtigsten Begriffe in der Tageslicht-Technik sind der
Lichtstrom F und die Beleuchtungsstärke.
Der Lichtstrom Φ
gemessen in Lumen (lm), ist die von
einer Lichtquelle abgegebene und vom Auge wahrgenommene Strahlungsleistung
im sichtbaren Bereich des gesamten Spektrums.
Beispiele:
100 W Glühbirne - ca. 1.400 Lumen
40 W Leuchtstofflampe - ca. 3.000 Lumen
Die Beleuchtungsstärke
E
gemessen in Lux (lx), ist das Verhältnis von Lichtstrom Φ zu beleuchteter Fläche A.

In der Fachwelt wird zwischen der Innenbeleuchtungsstärke Ei
und der Außenbeleuchtungsstärke Ea unterschieden.
Um eine Vorstellung von der Beleuchtungsstärke E zu bekommen,
hier zwei Beispiele für die bei uns im Freien herrschenden
Außenbeleuchtungsstärken Ea:
Wolkenloser Sommertag (Juli):
Ea = ca. 100.000 lx
Trüber Winternachmittag (Dezember):
Ea = ca. 3.000 lx
Dies bedeutet, dass zwischen der hellen Julisonne und dem Dezember-Grau-in-Grau
in unseren Breitengraden ein Lux-Unterschied von 30 : 1 liegen kann.
Die Außenbeleuchtungsstärke oder auch Horizontalbeleuchtungsstärke
Ea bei freiem Himmel lässt sich mit folgender
Gleichung nach DIN 5034-2 berechnen:
Ea = (300 + 21000 sin γs) × lx,
wobei γs die Sonnenhöhe ist.
Standardwert: 5000 Lux nach
DIN 5034-6
Für den Tageslichttechniker beginnt und endet der Tag,
wenn die Außenbeleuchtungsstärke 5000 Lux beträgt,
alles darunter ist Dämmerung. 5000 Lux entsprechen etwa der
Außenbeleuchtungsstärke in Höhe Kassel bei gleichmäßig
bedecktem Himmel am 10. Dezember gegen 10 Uhr.
Die tatsächliche Außenbeleuchtungsstärke ist allerdings
breitengradabhängig.
Für genaue Lichtwertberechnungen kann man diese Unterschiede
berücksichtigen.
Empfohlene Beleuchtungsstärken
Wie man weiß, ändern sich die natürlichen Lichtverhältnisse
tages- und jahreszeitlich. Zudem beeinträchtigen meteorologische
Ereignisse wie Wolken und Nebel oder Niederschläge wie Regen
und Schnee eine kontinuierliche Beleuchtung mit einer über
den Tag konstanten Beleuchtungsstärke. Aus diesem Grund haben
bislang ausschließlich Kunstlichttechniker Vorgaben für
einzuplanende Beleuchtungsstärken für die zusätzlich
vorzuhaltende elektrische Beleuchtung gemacht.
In der Tabelle Beleuchtungsbedarf
haben wir eine Übersicht über den Beleuchtungsbedarf für
den Wartungswert der Beleuchtungsstärke
in Abhängigkeit von der Nutzung zusammengestellt.
In der Tabelle Tageslichttechnische
Beleuchtungsanforderungen haben wir korrespondierend zu
DIN EN 12464-1 eine Übersicht über den Anteil der notwendigen
Dachoberlichtfläche an der Raumgrundfläche in Abhängigkeit von verschiedenen Anforderungsniveaus
und Nutzungen zusammengestellt. Weitere Angaben finden Sie in der
DIN-Normreihe 5035 Beleuchtung mit künstlichem Licht
oder in DIN EN 12464-1 Licht und Beleuchtung - Beleuchtung
von Arbeitsstätten - Teil 1: Arbeitsstätten in Innenräumen;
Deutsche Fassung EN 12464-1:08-2011.
Tageslichtquotient D
Im Gegensatz zu einer künstlichen Lichtquelle leuchtet der Himmel
über uns recht unterschiedlich, er ist Schwankungen unterworfen.
Um für Tageslicht-Berechnungen eine konstante Basis zu erhalten, bedient
man sich des Verhältnisses von Beleuchtungsstärke Ep
in einem Punkt im Innenraum zu Außenbeleuchtungsstärke
Ea. Dieser Quotient heißt nach dem englischen Daylight
Factor Tageslichtquotient D.

Der Tageslicht-Quotient besagt, wie viel Prozent der Außenbeleuchtungsstärke
durch Öffnungen in einen Innenraum gelangen. Er ist aufgrund
der Proportionalität der Beleuchtungsstärken Ep
und Ea und aufgrund der rotationssymmetrischen Leuchtdichteverteilung
des bedeckten Himmels unabhängig sowohl von der Tages- und
der Jahreszeit als auch von der horizontalen Orientierung der Tageslichtöffnungen
und damit des Gebäudes.
Jeder Punkt in einem Raum hat seinen individuellen Tageslichtquotienten.
Stellen wir uns einen gegebenen Raum ohne Fenster nur mit einer
Öffnung einer bestimmten Größe in der Decke vor,
dann ist es in Höhe der Nutzebene genau unter der Öffnung
im Raum am hellsten. Zu den Seitenwänden hin fällt die
Helligkeit ab. Der Tageslichtquotient folgt dem Verlauf nach dabei
in etwa einer Glockenkurve. Unter der Öffnung erhalten wir
folglich den maximalen Tageslichtquotienten Dmax, am
Rande den minimalen Tageslichtquotienten Dmin. Ermittelt
man nun die Tageslichtquotienten an mehreren Punkten, z. B. in einem
Raster von 2 Metern, summiert sie auf und teilt sie durch die Anzahl
der Messungen, erhält man den mittleren Tageslichtquotienten
.
Vergrößern wir jetzt beim obigen Beispiel den Abstand
der Decke vom Boden, so verringert sich die Helligkeit im Raum insgesamt.
Vergrößern wir jetzt den Raum bei gleichbleibender Höhe
zu den Seiten hin, fällt die Helligkeit am Rand stärker
ab.
Verändern wir die Größe der Oberlichtöffnung
oder deren Eigenschaften hinsichtlich der Verglasung, vergrößert
oder verkleinert sich die Helligkeit im Innenraum.
Streichen wir jetzt die vorher hellen Wände und den Schacht
schwarz an, würde es auch im Raum dunkler.
Wir erkennen, im wesentlichen ist der Tageslichtquotient eine geometrische
Kenngröße, denn Abhängigkeiten bestehen nur von:
- Raumproportionen (Höhe, Länge,
Breite),
- Oberlichtgeometrie (Fläche, Anordnung, Rahmen und Sprossen,
Schachtform),
- Verglasungsmaterial (Transmissionsgrad, Verschmutzung) und den
- Reflexionsgraden der Raumbegrenzungsflächen und der Schächte.
Empfohlene Mittelwerte für den Tageslichtquotienten finden
Sie
hier.
Gleichmäßigkeit
Der Tageslichtquotient verläuft unter Lichtöffnungen
wellenförmig. Senkrecht unter den Öffnungen liegen die
Wellenberge (dort ist es heller, die Kurve steigt an), zwischen
den Öffnungen liegen die Wellentäler (hier ist es weniger
hell, die Kurve sinkt). Je größer der Unterschied zwischen
Bergen und Tälern ist, desto ungleichmäßiger ist
die Beleuchtung.
Da für das menschliche Auge starke Hell-Dunkel-Kontraste schädlich
sind und Unfallgefahren hervorrufen können, müssen Räume
gleichmäßig hell erscheinen.
Schlecht verteilte Einzellichtflächen erzeugen harte Wechsel
zwischen Hell- und Dunkelzonen, leuchten einen Raum nur ungenügend
aus und führen zu starken Kontrasten und Blendung.
Deshalb sollte die Gleichmäßigkeit g1 der
Beleuchtung in der Nutzebene in ausschließlich durch Oberlichter
beleuchteten Räumen mindestens 1 : 2 sein.
Die Definition der Gleichmäßigkeit finden sie
hier.
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Entscheidend für die Gleichmäßigkeit der Beleuchtung
sind der Achsabstand der Einzellichtflächen und die Raumhöhe.
Niedrige Räume verlangen mehr kleinere Lichtöffnungen.
Höhere Räume vertragen größere Öffnungen
mit größeren Abständen.
Faustregeln:
- Die Breite eines Lichtbandes sollte nicht größer
als die halbe Höhe des Raumes sein.
- Die Abstände der Dachlichtbänder untereinander sollten
mindestens die doppelte Lichtbandbreite betragen.
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