Allgemeiner Verfahresablauf
nach DIN V 18599-4
DIN V 18599-4 "Energetische Bewertung von Gebäuden,
Berechnung des Nutz-, End- und Primärenergiebedarfs für
Heizung, Kühlung, Lüftung, Trinkwarmwasser und Beleuchtung
- Teil 4: Nutz- und Endenergiebedarf für Beleuchtung"
enthält zwei Verfahren zur Bestimmung des jährlichen Endenergiebedarfs,
eines für vertikale Fassaden (Fenster) und eines für Dachoberlichter.
Im Vergleich zum Verfahren für Fenster erfolgt die Berechnung
für Oberlichter in einem zweistufigen Verfahren - eine äquivalente
dritte Stufe wie bei Fassaden zur Beschreibung der Verschattungseigenschaften
(Berücksichtigung von steuerbaren Sonnen-/Blendschutzeinrichtungen)
ist für Oberlichter gegenwärtig noch nicht enthalten -:
- Einstufung der Tageslichtversorgung aufgrund der (geplanten)
baulichen Gegebenheiten auf der Basis des Tageslichtquotienten
D
- mit anschließender Korrelation mit dem Beleuchtungsenergieeinsparpotential.
Damit wird in der Norm ein durchgängiges Verfahren sowohl bei
Fassaden als auch bei Oberlichtern verwendet.
Da mittlerweile aber auch regelbare Sonnen-/Blendschutzsysteme für
Dachoberlichter verfügbar sind, teilweise sogar in die Verglasungselemente
integriert, muss allerdings in naher Zukunft ernsthaft über eine
Erweiterung des bisherigen Ansatzes nachgedacht werden.
1.Stufe:
Es wird zunächst der mittlere Tageslichtquotient ausschließlich
auf der Grundlage geometrischer Daten berechnet, also unabhängig
von Klima und Lage des Gebäudes. Dieser dient dann zur Klassifizierung
der Tageslichtversorgung. Neben dem in der DIN V 18599-4 beschriebenen
Verfahren können auch andere Methoden zur Ermittlung des Tageslichtquotienten
verwendet werden, z. B. validierte EDV-Programme, die dann als Bewertungsgrundlage
einfließen, was besonders für komplexe Raumgeometrien hilfreich
ist.
2. Stufe:
Die so ermittelte Tageslichtversorgung wird mit monatlichen oder
jährlichen Energiebedarfswerten für Beleuchtungszwecke
korreliert. Hier fließen jetzt weitere Größen mit
ein wie geographische Daten (Klima, Lage) und Angaben zum künstlichen
Beleuchtungssystem.
Das Verfahren der DIN V 18599-4 berücksichtigt, dass in dieser
frühen Planungsphase, zu der der Nachweis erbracht werden soll,
meist nur Daten zur Gebäudegeometrie vorliegen werden (z. B.
Lage und Ausrichtung, Gebäude- bzw. Raumabmessungen, Größe
und Lage der Fenster- und Dachoberlichtöffnungen). Für andere,
zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannte Daten (z. B. Reflexionsgrade
von Boden, Decke und Wänden) legt die Norm Standardwerte (ρB
= 0,2; ρW = 0,5; ρD = 0,7; ρS
= 0,7) als sinnvolle Annahmen fest. Für eine solche überschlägliche
Berechnung sind vertiefte lichttechnische Kenntnisse nicht erforderlich.
Es versteht sich von selbst, dass im Rahmen einer Normung nicht
jede denkbare Oberlichtkonstruktion erfassen werden kann, deshalb
sind nur typische und häufig in großflächigen Gebäuden
vorkommende Bauweisen von Oberlichtern wie Lichtkuppeln, Dachlichtbänder
und Sheddächer berücksichtigt worden.
Berechnung des Tageslichtquotient D
Das bislang für Dachoberlichter eingeführte und durchaus
gängige Verfahren nach DIN 5034-6 berücksichtigt nicht
die Orientierung der Lichteintrittsöffnung, weshalb es keine
unmittelbare Korrelation mit dem Endenergiebedarf für Beleuchtungszwecke
erlaubt, dessen Berechnung den zeitlich veränderlichen Beleuchtungsverhältnissen
auf der Lichteintrittsöffnung Rechnung tragen muss. Das Verfahren
nach Rattunde schafft hier Abhilfe. Es fußt auf dem für
künstliche Beleuchtungsanlagen entwickelten Wirkungsgradverfahren
und behandelt Lichtkuppeln und Sheddach-Konstruktionen. Analog zu
einer direktstrahlenden elektrischen Leuchte wird das Dachoberlicht
als Lichtquelle betrachtet. Zur Anwendung speziell auch auf langgestreckte
Dachlichtbänder (as/bs ≥ 5) sowie
für Sheddach-Konstruktionen mit 45°-Neigung (Dachreiter)
wurden neue Raumwirkungsgrade anhand der verfügbaren Daten
extrapoliert.
Nach dem Ansatz der Vornorm DIN V 18599-4 werden Berechnungsbereiche
mit gleichmäßig auf der Dachfläche verteilten Dachoberlichtern
grundsätzlich als tageslichtversorgt angesehen. Dies bedingt,
dass die Schwankungen zwischen Dmax und Dmin
(Gleichmäßigkeit g2 nach DIN 5034-6) nicht
groß sein dürfen. Erfahrungsgemäß kann insbesondere
bei Dachoberlichtern (Lichtkuppeln/Lichtbändern) dann von einer
gleichmäßigen Anordnung gesprochen werden, wenn das Verhältnis
f des Achsabstandes e der Dachoberlichter untereinander zur Raumhöhe
h nicht größer als 1:1,7 ist (siehe Tabelle).
Gleichmäßigkeit g2
(Dmin : Dmax)
|
Schachtneigung
|
Empfehlung
|
90°
|
60°
|
45°
|
~ 1 : 1
|
< 1 ... 1,1
|
} anzustreben
|
1 : 1,5
|
1,2
|
1,3
|
1,4
|
1 : 2
|
1,4
|
1,5
|
1,7
|
möglich
|
1 : 2,5
|
1,6
|
1,8
|
2
|
kritisch
|
1 : 3
|
1,7
|
2
|
2,2
|
vermeiden
|
Verhältnis f zwischen dem Achsabstand e und der Raumhöhe
h
Daraus kann abgeleitet werden, dass niedrigere Räume kleinere
und enger beieinanderliegende Öffnungen bedürfen, höhere
Räume vertragen größere Öffnungen in größerem
Abstand. Dahingehend wird insbesondere für Dachlichtbänder
empfohlen, die Breite bOl (bzw. bRb) nicht
größer als die halbe Raumhöhe zu wählen.
Falls Dachoberlichter einzeln angeordnet werden bzw. für die
Randbereiche von gleichmäßig verteilten Dachoberlichtern
legt die Vornorm als maximale Tiefe des Tageslichtbereiches fest:
aTL,max ≤ (hR,j - hNe,j)
Die regelmäßige Anordnung der Oberlichter mit resultierenden
gleichmäßigen Beleuchtungsverhältnissen gibt die
Voraussetzungen, einen Ansatz über den mittleren Tageslichtquotienten
als
die kennzeichnende Größe zu wählen, über den
die Beleuchtungsverhältnisse im Innenraum in Abhängigkeit
von der Außenbeleuchtungsstärke Ea ermittelt
werden können.
Der mittlere Tageslichtquotient wird
berechnet nach Gleichung (28) der DIN V 18599-4 zu:

Dabei sind:
Symbol |
Begriff |
Bemerkungen |
ARb |
Fläche der Dachoberlichtöffnungen
[m²] |
Rohbaumaße, entspricht
bei Lichtkuppeln der Nenngröße |
ATL |
Grundfläche des tageslichtversorgten
Berechnungsbereiches [m²] |
Bei Räumen mit gleichmäßig
verteilten Dachoberlichtern = Raumgrundfläche |
Da |
Außentageslichtquotient
[%] |
|
τD65 |
Lichttransmissionsgrad der
Verglasung nach Normlichtart D65 [-] |
|
kObl,1 |
Minderungsfaktor für Versprossung
[-] |
|
kObl,2 |
Minderungsfaktor für Verschmutzung
[-] |
|
kObl,3 |
Minderungsfaktor für nicht
senkrechten Lichteinfall [-] |
= 0,85 |
ηR |
Raumwirkungsgrad
nach Tabellen 14 und 15 DIN V 18599-4 [-] |
|
Außentageslichtquotient Da
Der Außentageslichtquotient Da als Verhältnis
von EF/Ea wird in Abhängigkeit von der
Neigung der Lichteintrittsöffnung bestimmt. Für horizontale
Flächen wird er zu 1 gesetzt.
Lichttransmissionsgrad τD65
Anhaltswerte für den Lichttransmissionsgrad τD65
von häufig verwendeten Verglasungsmaterialien können der
Vornorm direkt entnommen werden. Darüber hinaus sind hier
weitere Daten für Kunststoffe und zusätzliche exemplarische
Daten speziell für Überkopfverglasungen hier aufgelistet.
Minderungsfaktor für Versprossung kObl,1
Der Minderungsfaktor für Versprossung kann bestimmt werden
zu:

Minderungsfaktor für Versprossung
|
Bauteil Lichtband |
kObl,1
|
Rasterbreite 70 cm, Sprossenbreite
60 mm |
0,914
|
Rasterbreite 70 cm, Sprossenbreite
80 mm |
0,886
|
Rasterbreite 100 cm, Sprossenbreite
80 mm |
0,940
|
Rasterbreite 100 cm, Sprossenbreite
60 mm |
0,920
|
Rasterbreite 106 cm, Sprossenbreite
60 mm |
0,943
|
Rasterbreite 106 cm, Sprossenbreite
80 mm |
0,925
|
Bauteil Glaspyramide |
kObl,1
|
größenabhängig |
0,900 - 0,970
|
(Alle Angaben für senkrechte
Aufsetzkränze ohne Berücksichtung von Kämpfern,
Flügeln, Beschlägen oder sonstigen Einbauten) |
Anhaltswerte für kObl,1 für gewölbte
Lichtbänder und Glaspyramiden mit senkrechten Aufsetzkränzen
Bei Lichtkuppeln mit geneigten Wandungen des Aufsetzkranzes ist
die obere Lichteintrittsöffnung AFs immer kleiner
als die untere Lichtaustrittsöffnung ARb (siehe
Abbildung). In diesem Fall stellt das Verhältnis der Lichteintrittsöffnung
AFs = as · bs, vermindert
um eventuelle lichtundurchlässige Einbauten (Beschläge,
Traversen etc.), zur Fläche der Rohbauöffnung ARb
= aRb · bRb (= Nenngröße)
den Wert kObl,1 dar.

Größen zur Beschreibung der Geometrie des Aufsetzkranzes
bei Lichtkuppeln und Lichtbändern
(Quelle: DIN V 18599-4)
Minderungsfaktor für Verschmutzung kObl,2
Verschmutzungen auf den lichtdurchlässigen Flächen reduziert
den Lichtdurchgang durch Dachoberlichter und sind deshalb im Berechnungsgang
zu berücksichtigen. Hierauf ist man in der Vergangenheit bei
energetischen Betrachtungen noch nicht eingegangen. Bei lichttechnischen
Berechnungen spielte dieser Faktor aber schon immer eine Rolle.
Je nach regionalen und örtlichen Verhältnissen und Nutzungsbedingungen
im Innenraum kann die Partikelbelastung stark schwanken. Ist kObl,2
beim Entwurf noch nicht bekannt, kann er mit kObl,2 =
0,8 angesetzt werden. Dies entspricht der Kombination "außen
gering/innen mittel" der untenstehenden Tabelle und ist durchaus
gerechtfertigt, da die geneigten Oberflächen von Lichtkuppeln
und Lichtbändern durch Regen zu einer Selbstreinigung der Außenoberfläche
beitragen.
Verschmutzung auf der
|
kObl,2
|
Außenfläche
|
Innenfläche
|
gering
|
gering
|
0,90
|
mittel
|
0,80
|
stark
|
0,70
|
mittel
|
gering
|
0,80
|
mittel
|
0,70
|
stark
|
0,60
|
stark
|
gering
|
0,70
|
mittel
|
0,60
|
stark
|
0,50
|
Abhängigkeit des Verminderungsfaktors kObl,2 vom
Maß der Verschmutzung (Anhaltswerte) (Quelle: DIN 5034-3)
Fläche der Dachoberlichtöffnungen ARb
Während bei Lichtkuppeln und Lichtbändern die horizontal
liegende Lichtaustrittsöffnung mit ARb bezeichnet
wird, wird bei Shedlichtbändern die Fläche ARb
als Produkt aus hG und bS der schrägen
Rohbauöffnung gebildet (siehe Abbildung), wobei bS
die Breite der Lichteintrittsöffnung ist .
Größen zur Beschreibung der Geometrie Shedlichtbändern
(Quelle: DIN V 18599-4)
Raumwirkungsgrad ηR
Der Raumwirkungsgrad ηR wird Tabellen der Vornorm entnommen,
je nach dem, ob Lichtkuppeln/Lichtbänder oder Shedlichtbänder
berechnet werden sollen. Eingangsgrößen zu Lichtkuppeln/Lichtbänder
sind:
- das Längen-/Breitenverhältnis as/bs,
- das Schachthöhen/Breitenverhältnis hs/bs,
- die Neigung des Aufsetzkranzes γW und
- der Raumindex k.
Eingangsgrößen zu Shedlichtbänder sind:
- das Höhenverhältnis hG/hW,
- die Neigung des lichtdurchlässigen Shedrückens γF,
- die Neigung des lichtundurchlässigen Shedrückens γW
und
- der Raumindex k.
Raumindex k
Der Raumindex k charakterisiert die Raumproportionen über die
Formel:

Dabei sind aR und bR die Raumlänge bzw.
-breite und hR' die Differenz aus Raumhöhe und Höhe
der Nutzebene (hR - hNe). Die hier gewählte
Indizierung von hR' mit Apostroph behebt ein mögliches
Missverständnis der Vornorm, da mit hR die gesamte
Raumhöhe gemeint ist.
Klassifizierung der Tageslichtversorgung in
Abhängigkeit vom mittleren Tageslichtquotienten 
Der mittlere Tageslichtquotient ,
der nach DIN V 18599-4 oder einem anderen validierten Verfahren
bestimmt wurde, ist der Eingangswert für die Klassifizierung
der Tageslichtversorgung in vier Kategorien. Die abstrakte Prozentangabe
von wurde
hier erläuternd auf die griffigere Größe der Innenraumbeleuchtungsstärke
Ep unter Annahme einer Außenbeleuchtungsstärke
Ea von 5.000 Lux bei gleichmäßig bedecktem
Himmel bezogen.
Maßkriterium j
|
Beleuchtungsstärke Ep,j*
|
Klassifizierung der Tageslichtversorgung
|
7 ≤ j
%
|
350 ≤ Ep,j lx
|
gut
|
4 ≤ j
< 7 %
|
200 ≤ Ep,j < 350 lx
|
mittel
|
2 ≤ j
< 4 %
|
100 ≤ Ep,j < 200 lx
|
gering
|
0 ≤ j
< 2 %
|
0 ≤ Ep,j < 100 lx
|
keine
|
* bezogen auf Ea = 5.000
lx (gleichmäßig bedeckter Himmel) |
Klassifizierung der Tageslichtversorgung
Tageslichtversorgungsfaktor CTL,Vers,j
Mit der ermittelten Klasse der Tageslichtversorgung (gut, mittel
oder gering), dem Wartungswert der Beleuchtungsstärke ,
der Orientierung und der Neigung der Verglasungsfläche lässt
sich dann aus DIN V 18599-4 der Tageslichtversorgungsfaktor CTL,Vers,j
für Dachoberlichter entnehmen.
Teilbetriebsfaktor Tageslicht FTL
Der Teilbetriebsfaktor Tageslicht FTL berechnet sich
nach der Vornorm zu:
FTL = 1 - CTL,Vers · CTL,kon
Der Teilbetriebsfaktor für Kontrollsysteme CTL,kon
wird aus Tabelle 18 DIN V 18599-4 bestimmt.
Effektive Betriebszeit teff,Tag,TL
teff,Tag,TL = tTag · FTL·
Fprä
tTag und Fprä aus DIN V 18599-10
Elektrische Bewertungsleistung pj
Um den jährlichen Endenergiebedarf für die Beleuchtung
ermitteln zu können, muss die
elektrische Bewertungsleistung pj für ein
gewähltes Beleuchtungssystem bestimmt werden.
pj = pj,lx ·
· kA · kL ·
kR
pj,lx aus Tabelle 1 DIN V 18599-4
gemäß Nutzungsprofil aus DIN V 18599-10
kA aus DIN V 18599-10
kL aus Tabelle 2 DIN V 18599-4
kR mit entsprechendem Raumindex k aus Tabelle
3 DIN V 18599-4
Jährlicher Endenergiebedarf für Beleuchtung
Der jährlicher Endenergiebedarf Beleuchtung QI
unter Berücksichtigung einer Tageslichtnutzung infolge Dachoberlichter
folgt zu:
QI = pj· [ATL ·
(teff,Tag,TL + tNacht)]
|